Wolfsmanagement

Nach dem hochinteressanten Vortrag von Marcel Züger (Dipl. Biologe ETH Zürich) in Miesbach zu den Erfahrungen der Schweiz mit dem Wolf, fiel das Fazit sehr deutlich aus. 

Eine fast voll besetzte Oberlandhalle mit Vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz, Tierschutz, Jagd und Behörden wie auch interessierten Bürgern  wurden durch die Zahlen und Erfahrungswerte der Schweizer geführt.  

Das Bild des Wolfes in der Öffentlichkeit ist gemeinhin romantisiert und emotional behaftet. 

Wölfe sind sehr intelligente und soziale Tiere, die sich hervorragend anpassen und wie in der Schweiz bewiesen, jede Form von Herdenschutz (Zäune, Schutzhunde, etc.) über kurz oder lang aushebeln. So entsteht von Generation zu Generation im Wolfsrudel eine Situation die letzten Endes die Almwirtschaft, sofern nicht frühzeitig und klug eingegriffen wird, vor Probleme und Entscheidungen stellt, die nicht nur den Tourismus, sondern vor allem die Artenvielfalt und das Kulturerbe das seit Jahrhunderten bewahrt worden ist  gefährden. Hinzu kommt eine weitere Problematik in der Waldpolitik, genauer dem Klimawald und der Verbissproblematik. Wölfe sind sicher keine Unterstützer der Jäger bzw. Förster, um die Bestände zu regulieren. Viel mehr wird der Druck und der Stress auf das Wild weiter erhöht, was ergo nicht zu weniger Verbiss- und Schälschäden führen wird.

Die Wolfspopulation in Europa ist auf einem gesunden Stand und sicher nicht wie auch auf der roten Liste zu lesen, eine bedrohte Art. Herauskristallisierte sich, dass Wölfe die keinerlei Repressalien bei ihrer Jagd auf Nutzvieh, Haustiere etc. zu fürchten haben, logischerweise weiter in ihrem Verhalten eskalieren. Folglich, sich immer weiter den bewohnten Gebieten und landwirtschaftlichen Anwesen, durch fehlende Scheu nähern und als Nahrungsangebot für sich entdecken. 

Die Konflikte sind mittel- bis langfristig absehbar. Züger spricht hier von einem stufenweisen Lerneffekt. In der breiten Bevölkerung sprechen wir vom "wilden" Wolf, der  tatsächlich besiedelte Gebiete meidet und nur in Ausnahmefällen Nutztiere reisst. Was sich aber in der Schweiz gezeigt hat, ist dass über die Jahre  die Wölfe, sich von "wilden" Wölfen zu opportunistischen Kulturfolgern entwickeln. Ohne Jagddruck assoziiert der Wolf den Menschen nicht als Gefahr und verliert den natürlichen Respekt, wie man es teilweise durch eine schwache Bejagung auch von Füchsen beobachten kann. Auch sie sind Kulturfolger und haben gelernt, dass vom Menschen wenig Gefahr ausgeht. Was teilweise zu Besuchern in Gärten und Wohnzimmern etc. führt.

Bei der aktuellen Wolfspolitik wird einer nicht gefährdeten Art, ein Sonderstatus eingeräumt, der als Konsequenz weit aus mehreren, im Schutzstatus höher gestellten Arten und Lebensräumen, schadet als hilft.

Sollte die Almwirtschaft durch die Wolfspolitik in eine nicht tragbare Situation gedrängt werden, hätte dies das Ende einer wertvollen Kultur die über Generationen aufrechterhalten wurde und das Ende der freien Almflächen zur Folge. Diese Almflächen, die von Insekten, geschützten Pflanzen bis zu den Rauffußhühnern  ein einzigartiger "menschgemachter" Lebensraum sind. Wir leben nunmal in einer Kulturlandschaft und keiner wilden Natur, wie es viele Bürger glauben oder glauben wollen. Alle Bemühungen der Biodiversität Raum zu geben wären hier ad absurdum geführt, zum Vorteil einer einzigen Art, für die es weitaus bessere Lebensräume gibt. Es soll nicht der Eindruck entstehen, das hier kein Wolf sein darf, so auch Züger. Aber Voraussetzung ist sicherlich ein gutes Management, das auch eine Regulierung vorsieht. Schon allein um dem Wolf die Scheu vor dem Menschen zu erhalten. 

Die Alternative, zu warten bis sich die Wölfe ohne Druck als Kulturfolger etabliert haben, wäre aus jeder Tier- und Naturschutzsicht fatal. Da man dem Wolf, der es einmal gelernt hat wie einfach es ist sich zu bedienen, Selbiges nicht mehr abgewöhnt. Was dann nur noch durch, bei entsprechender Problematik,   massivste Abschüssen zu lösen wäre.

Hier wäre nicht der Wolf schuld, sondern wieder einmal der Mensch, der zu kurz denkt. So steht die Jagd zweifellos an der Seite der Bauern, des Tier- und Naturschutzes für ein vernünftiges  Wolfsmanagement zum Erhalt unserer Kulturlandschaft, Almwirtschaft und dem Naturschutz auch im Sinne des Wolfes. Wie so oft, hängt es leider an der Politik und einer unwissenden Bevölkerung, die sich leider durch gut gemeinte Kampagnen für den Wolf, nicht den sachlichen Problemen zugänglich zeigt. 

Hier ist noch viel Aufklärung nötig in beide Richtungen. Wir sind dabei!

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Erste Mahd für die Notzeit…

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Vortrag: Wölfe in der Schweiz- “Erfahrungen und Wirkung für Bayern”